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Kehrwalds Bildgründe haben häufig eine hervorstechende Taktilität. Er benutzt derbe Leinwand, Sackleinen oder Ornamentstoffe. In diese versinkt die Farbigkeit wie in einen matten Schlund. Der Malgrund artikuliert das Verschwinden und den Verfall einer amorphen Materialität, aus dem der Maler zerfallene Schönheit für den Augenblick seiner Selbsterfahrung herauswindet und ihre Prächtigkeit als befremdende Bedrohlichkeit aufscheinen lässt.Wenn es überhaupt etwas gibt, womit sich der Betrachter im Bild identifizieren kann, dann ist es nicht das gegenständliche Gegenüber der Form, sondern die Weise der Auflösung der Form im malerischen Vortrag. Die Weichheit des Anschwellens und Abschwellens, das Fluktuierende der Farbe macht im Sehen als letzte Instanz die eigene Fleischlichkeit bewußt. Die Bildwelt wird zur taktilen Berührungsfläche seiner selbst und damit zum Erfahrungsraum seiner Einsamkeit.

Rolf Hengesbach, 2003